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2 Tage Hüttentour im Karwendel: Wie mich ein Gewitter durchnässte – und ein Schnitzel rettete

Ich wollte einfach nur mal raus. Zwei Tage abschalten, wandern, irgendwo eine Hütte erreichen – und schauen, wie weit ich komme.

Ohne Plan, aber mit viel Neugier im Rucksack und der vagen Idee: „Wird schon schiefgehen.“

Was ich nicht wusste:

Wie steil ein Schotterweg wirklich sein kann.

Wie schnell ein Gewitter in den Bergen aufzieht.

Dass am Ende ein Schnitzel alles wieder gut macht.

Was als kleine Auszeit geplant war, wurde zu einer Mischung aus Grenzerfahrung, Naturkino und einem kleinen persönlichen Meilenstein, auf den ich unglaublich stolz bin.

Spoiler: Ich bin klatschnass geworden. Ich habe geflucht. Und ich war so glücklich wie selten.

Meine Route für die 2 Tage Hüttentour im Karwendel
Meine Route

2 Tage Hüttentour im Karwendel – Etappe 1: Achenkirch bis Plumsjochhütte

Schild zum Aufstieg für die 2 Tage Hüttentour im Karwendel

Wann ist endlich dein bescheuertes Ende?!
Ich keuche. Ich fluche. Ich ziehe meine Käppi tiefer ins Gesicht. Der Weg vor mir: Schotter, steil, endlos. Es donnert. Es regnet. Der Wind peitscht mir ins Gesicht. Noch 100 Meter bis zur Hütte – und ich bin völlig am Ende.

Das war der letzte Aufstieg. Der härteste von allen. In Serpentinen ging es zwei Stunden lang steil bergauf, kein Ende in Sicht, nur Geröll und meine schwindende Energie. Ich hatte auf den letzten Metern wirklich gedacht: „Ich kann nicht mehr.“ Mein Kopf sagte „Stopp“, meine Beine sowieso. Aber ich ging weiter. In Mini-Schritten. Manchmal auch leicht schräg, Hauptsache irgendwie vorwärts.

Und dann – das Kreuz. Ich sah es. Der Gipfel war nur noch ein paar Minuten entfernt. Ich konnte es kaum glauben. Dann auf den letzten Metern, fing es an in Strömen zu regnen. Der Wind peitschte mit auf einmal um die Ohren, drückte mich nach hinten. Ich kämpfte mich bis zur Kuppe vor und plötzlich war alle Schwäche, jegliche Müdigkeit wie weggeblasen. Vor mir lag wirklich der schönste Blick auf das Karwendel.

Blick auf das Karwendelgebirge

Völlig durchnässt, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht kam ich an der Hütte an. Ich glaube ich habe mich noch nie so sehr über eine Aussage gefreut wie diese: Ja, wir haben warmes Wasser!

Wie es überhaupt so weit kam?
Tja – ich dachte mir: „Wenn ich 23 Kilometer um einen See laufen kann, dann werden 18 Kilometer durch die Berge ja wohl machbar sein.“
Fehlentscheidung.
Ein See im Flachland ist halt einfach kein Karwendel.

So machte ich mich morgens um 7 Uhr von Achenkirch (916m) auf den Weg Richtung Seekar-Alm (1500m) . Ich war nach ca. 1 Stunde oben, obwohl der Pfad durchaus anstrengend gewesen ist. Da war ich wohl einfach noch Fit und motiviert . 😂

Blick von der Seekaralm während der 2 Tage Hüttentour im Karwendel

Eigentlich hatte ich geplant, über beide Bergspitzen (Seekarspitze: 2053m, Seebergspitze: 2085m) zu wandern, entschied mich jedoch außenherum zu gehen. Ich wurde mit ein paar herrlichen Ausblicken belohnt.

Nachdem ich eine kleine Frühstückspause mitten in einem malerischen Umfeld hinter mir hatte, machte ich mich über den Pasillsattel (1680m) auf in Richtung Pertisau. Ich hab geflucht auf dem Abstieg, weil ich auf dem Geröllweg ständig gerutscht bin. Das hat mich so gestresst und genervt, dass ich alle paar Minuten eine Pause machen musste. Da war ich bereits gute 10km unterwegs und spürte bereits jede Faser meines Körpers.

Gegen späten Mittag kam ich an der Gernalm an (1172m) und wartete dort den ersten Regenschauer ab (da wusste ich ja noch nicht, das noch ein zweiter Schauer kommen würde…). Und dann trat ich meine letzte Etappe zur Plumsjochhütte (1669m) an. Und wie das verlief, habe ich ja bereits oben beschrieben…..

Als ich schließlich klatschnass und komplett fertig in der Hütte ankam, war ich einfach nur froh, es geschafft zu haben. Ich warf den Rucksack ab, zog meine Schuhe aus,atmete tief durch. Ich war müde, durstig, meine Beine haben gebrannt – aber ich hatte nicht aufgegeben.

Ich war mega stolz. Und richtig, richtig glücklich.

Und dann kam der Moment, der diesem Tag die Krone aufgesetzt hat: das Abendessen. Und nein – ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Dieses Schnitzel war ein Gedicht. Zart, saftig, außen goldbraun knusprig, mit einem Kartoffelsalat, der genau die richtige Mischung aus süß und sauer hatte. Ich hab jeden einzelnen Bissen gefeiert. Nicht nur, weil ich hungrig war – sondern weil es einfach wirklich das beste Schnitzel war, das ich je gegessen habe. 

Dieser erste Tag meiner 2 Tage Hüttentour im Karwendel hat mich an meine Grenzen gebracht – körperlich, mental und emotional.

Oft musste ich ans Aufgeben denken.

Aber ich hab’s nicht getan.

Ich hab durchgezogen.

Und ich würde es jederzeit wieder machen, nur für diesen atemberaubenden und einzigartigen Ausblick.

2 Tage Hüttentour im Karwendel – Etappe 2: Plumsjochhütte bis Achenkirch

Am nächsten Morgen wachte ich erstaunlich erholt auf – und zwar ohne Muskelkater. Ich war selbst ein bisschen überrascht, wie gut ich geschlafen hatte. Vielleicht lag’s an den gemütlichen Betten mit frischer Bettwäsche, vielleicht auch einfach an der klaren Bergluft. Jedenfalls fühlte ich mich richtig erholt.

Noch leicht verschlafen schaute ich aus dem Fenster – Und was ich da sah, war einfach nur wow: 

Blcik von der Plumsjochhütte auf das Karwendelgebirge

Einen festen Plan für den Tag hatte ich nicht. Mein Ziel war ja erstmal nur die Plumsjochhütte gewesen. Also fragte ich den Hüttenwirt nach einer schönen Route, die nicht zu anstrengend ist – und der empfahl mir die Grasalm. Da soll’s schön sein, sagte er. Und der Weg dorthin auch.

Gesagt, getan. Ich frühstückte noch gemütlich, schnürte meine Schuhe, füllte meine Wasserflasche und machte mich auf den Weg. Aber schon nach kurzer Zeit merkte ich: Meine Beine hatten andere Pläne. Die Muskeln fühlten sich richtig müde an, jede Steigung war zäh.

wandern im Karwendel

Also lief ich nur etwa eine Stunde, dann legte ich mich einfach vor dem Kompar-Berg ins Gras. Ich hatte keine Energie mehr – aber ehrlich gesagt: Es war perfekt so. Ich spielte ein bisschen auf meiner Mundharmonika, schaute in den Himmel, ließ mich vom Wind streicheln. Und genoss den Augenblick.

Hüttenwanderung im Karwendel

Irgendwann raffte ich mich dann doch noch auf und wanderte weiter – nicht steil bergauf, sondern eher sanft zur anderen Seite Richtung Satteljoch (1900m). Da ich mich wieder fitter fühlte, dachte ich für einen kurzen Moment darüber nach, ob ich nicht doch noch die Montscheinspitze (2109m) mitnehmen sollte. Doch die Vorstellung, einfach oben auf der Wiese zu sitzen und nichts zu tun, war irgendwie viel verlockender. 😂

Am Kreuz auf dem Satteljoch
Ich, beim Kreuz am Satteljoch
Blick auf das Karwendel

Also blieb ich. Und saß da. Stunde um Stunde. Ich schaute auf die Berge, atmete die kühle, saubere Luft ein, ließ meine Gedanken treiben. 

Gegen 14 Uhr merkte ich, wie meine Beine immer schwerer wurden und meine Konzentration langsam nachließ. Also traf ich die einzig vernünftige Entscheidung: zurück nach Hause.

Ich nahm denselben Weg hinunter, den ich hochgekommen war. Und was soll ich sagen: Runter ist definitiv nicht gleich entspannter. Ich bin mega langsam und vorsichtig gelaufen, hab gefühlt nach jeder Kurve eine Pause gemacht – und mehrfach beschlossen, dass ich wohl eher Team „bergauf“ bin.

Kurz vor dem Tal kam ich bei der Pletzach-Sennhütte (1000m) vorbei. Ich war durstig, also fragte ich nach Wasser – und bekam eiskaltes Quellwasser aus der Tränke. Ein Traum! Nebenbei kaufte ich ein paar Kaminwurzen und kam mit der Sennerin ins Gespräch.

Wir redeten über Gott und die Welt, über das Leben auf der Alm, über Zufälle und Wege, die man so geht. Als ich mich verabschieden wollte, drückte sie mir ein dick belegtes Schinkenbrot in die Hand und lud mich ein, sie wieder mal zu besuchen.

Gegen halb fünf kam ich in Pertisau an und beschloss das letzte Stück nicht zu laufen. Ich kaufte mir ein Ticket für das Boot – und ließ mich 30 Minuten später übers Wasser zurück nach Achenkirch schippern.

Während der Fahrt kam mir plötzlich ein verrückter Gedanke: Wie schön wäre es eigentlich, die Welt mit einem Segelboot zu entdecken? Wer weiß – vielleicht irgendwann.

Schiff in Pertisau

Um 18 Uhr war ich wieder zuhause. Müde, glücklich, irgendwie leicht benommen – als käme ich aus einer anderen Welt zurück.

Denn so hat es sich wirklich angefühlt da oben in den Bergen.

Da oben war alles anders: stiller, weiter, klarer. Die Berge wirkten gewaltig und stark – und gleichzeitig ganz fein, wenn man genauer hinschaut.

Für eine erste Mehrtageswanderung war das ein mehr als gelungener Start. Und bestimmt nicht der letzte.

Du möchtest einmal den Jakobsweg laufen? Alle Reisen beginnen mit einer guten Packliste. Hier entlang zur Packliste Jakobsweg (Pilgern) + extra Tipps für Frauen.

Blick auf das Karwendel

Packliste für meine 2 Tage Hüttentour im Karwendel

  • 30 Liter Wanderrucksack
  • 70cm x 100cm leichtes Wanderhandtuch
  • Wanderschuhe
  • 3 paar Socken (2 fürs Wandern und ein Paar für die Nacht/Abend
  • 2 Unterhosen
  • 2 BH’s
  • Eine lange und eine kurze Hose
  • 2 T-Shirts
  • ein Pullover/Fleece
  • 1 Regenjacke
  • Pyjama
  • Zahnbürste und Zahncreme
  • Deo, Kamm
  • Pfefferminzöl gegen Kopfschmerzen
  • Seife im Block
  • Sonnencreme und UV-Lippenschutz
  • Trinkflasche
  • Blasenpflaster
  • Snacks
  • Mundharmonika
  • Taschenmesser
  • Smartphone mit Ladekabel und Stecker
  • Käppi

Das habe ich von der Packliste anfangs getragen: Wanderschuhe, Socken, Unterwäsche, BH, T-Shirt, Käppi, lange Hose.

Falls du eine längere Wandertour planst, dann findest du hier die passende Packliste: Packliste Wanderurlaub: Checkliste zum Ausdrucken.

Hier kannst du dir die Packliste für die 2 Tage Hüttentour im Karwendel als PDF herunterladen und individuell ergänzen!

Häufig gestellte Fragen zur 2-Tage Hüttentour im Karwendel

Wie schnell kann sich das Wetter in den Bergen ändern?

Sehr schnell! Ich bin selbst in ein Unwetter geraten, obwohl es am Morgen noch sonnig war. Gute Regenkleidung, ein Blick auf den Wetterbericht und eine flexible Planung sind super wichtig – Sicherheit geht vor.

Muss ich die Hütten im Voraus reservieren – und was kosten sie?

Ja, eine Reservierung ist empfehlenswert, wenn du an einem Wochenende oder in Ferienzeiten übernachten möchtest. Unter der Woche sind die Hütten meistens ruhig, dennoch schadet es ja nie, vorher mal nachzufragen. Hütten kosten so zwischen 40 und 80 Euro, je nachdem, wie du schlafen möchtest (Merhbettzimmer, Doppellzimmer, etc.).

Welche Route eignet sich für eine 2-Tage-Hüttentour im Karwendel?

Es gibt viele schöne Varianten – ich bin in Achenkirch, Tirol gestartet. Mein Tipp: Starte lieber mit einer Route in deiner Nähe und mache eher weniger Kilometer, als dich zu übernehmen. Die Höhenmeter sind oft anstrengender als gedacht. Lieber entspannt ankommen als völlig erschöpft oben ankommen.

Lohnt sich das Essen auf den Hütten?

Ja – auf meiner Tour war das Essen richtig gut, das Schnitzel sogar ein echtes Highlight. Vegetarische Gerichte gibt’s eigentlich immer, und wenn du vegan isst, würde ich vorab kurz anrufen oder auf der Website nachschauen. Aber Snacks im Rucksack schaden nie – gerade bei langen Etappen oder wenn’s mal später wird.

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