Stell dir vor, du schlenderst durch Gassen, die aussehen wie aus einem mittelalterlichen Bilderbuch, riechst den Duft von frischem Brot aus kleinen Bäckereien und hörst das Plätschern der Gera, während die Abendsonne die Dächer in warmes Gold taucht. Das ist Erfurt – eine Stadt, die dich umarmt, ohne aufdringlich zu sein. Und genau diese Atmosphäre macht die Sehenswürdigkeiten in Erfurt so besonders.
Weißt du, manche Städte schreien dich förmlich an mit ihren Attraktionen. Sehenswürdigkeiten in Erfurt hingegen flüstern dir ihre Geschichten zu, während du über Kopfsteinpflaster wanderst, das schon Martin Luther und Johann Sebastian Bach unter den Füßen hatten. Die thüringische Landeshauptstadt ist erstaunlich unaufgeregt, trotz ihrer 1.300 Jahre Geschichte und dem fast unverschämt gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern.
Einerseits bietet die Stadt große, bekannte Highlights wie den imposanten Dom und die malerische Krämerbrücke. Andererseits verstecken sich in Seitengassen und unscheinbaren Höfen Orte, die weniger bekannt sind – aber genauso faszinierend. Wer die Sehenswürdigkeiten in Erfurt abseits der typischen Touristenpfade entdeckt, erlebt eine Stadt voller Geschichte, Charme und Überraschungen. Nimm dir Zeit für beides, und du wirst mit einer Reiseerfahrung belohnt, die unter die Haut geht.
Inhaltsverzeichnis
Sehenswürdigkeiten in der Altstadt von Erfurt
Der Erfurter Dom & Severikirche – Das Wahrzeichen der Stadt
Den Moment, als ich zum ersten Mal vor dem Erfurter Domberg stand, werde ich nie vergessen. Du kommst aus einer engen Gasse, biegst um die Ecke und plötzlich – BAM! – erheben sich diese zwei majestätischen Kirchen vor dir auf einem Hügel, verbunden durch eine monumentale Freitreppe. Der gotische Dom St. Marien und die Severikirche bilden zusammen eine der beeindruckendsten Kirchenanlagen Deutschlands.
Mein Tipp: Besuche den Dom zur Mittagszeit, wenn die Sonnenstrahlen durch die bunten Fenster fallen und den Innenraum in ein magisches Lichtermeer verwandeln. Und wenn du kannst, erklimm die 70 Stufen der Freitreppe langsam – nicht nur, um Luft zu holen, sondern um den immer größer werdenden Ausblick über die Altstadt zu genießen. Oben angekommen, wirst du mit einem der schönsten Stadtpanoramen Thüringens belohnt.
Die 800 Jahre alte „Gloriosa“ im Domturm ist übrigens die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt – wenn du sie an besonderen Feiertagen hörst, spürst du ihren Klang tatsächlich in der Brust!

Krämerbrücke – Die malerische Brücke mit besonderem Flair
Stell dir vor, du wohnst auf einer Brücke – und zwar nicht in irgendeinem modernen Konstrukt, sondern in einem 600 Jahre alten Fachwerkhaus. Auf der Krämerbrücke ist genau das möglich! Mit ihren 32 Häusern ist sie die längste durchgängig mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas.
Ich habe einen ganzen Nachmittag damit verbracht, durch die kleinen Läden zu stöbern – vom Puppenmacher über Töpfereien bis hin zu Schokoladenmanufakturen. Mein absolutes Highlight war der kleine Café-Balkon am östlichen Ende, von dem aus du den perfekten Blick auf die gesamte Brücke hast. Bestell dir einen Espresso und beobachte, wie sich Touristen und Einheimische auf diesem lebendigen Stück Geschichte begegnen.

Zitadelle Petersberg – Historische Festungsanlage mit Panoramablick
Kennst du das Gefühl, wenn du an einem Ort stehst und förmlich spürst, wie die Geschichte dich umgibt? Die Zitadelle Petersberg ist so ein Ort. Als eine der größten und besterhaltenen barocken Stadtfestungen Mitteleuropas thront sie über Erfurt und erzählt Geschichten von Kriegen, Macht und Veränderung.
Was mich besonders beeindruckt hat: Die unterirdischen Kasematten! Bei einer Führung durch das Labyrinth aus Gängen und Räumen bekommst du eine Gänsehaut, wenn du dir vorstellst, wie Soldaten hier vor Jahrhunderten ausgeharrt haben. Staune über Anekdoten, die in keinem Reiseführer stehen – etwa wie Napoleon hier 1808 mit Zar Alexander I. verhandelte und dabei ganz Europa neu aufteilte.
Der Aufstieg lohnt sich aber auch allein für den atemberaubenden 360-Grad-Blick über die gesamte Stadt. Besonders magisch wird es in der Dämmerung, wenn die Lichter der Altstadt langsam angehen und der Dom golden angestrahlt wird.

Fischmarkt & Rathaus – Das Herz der Altstadt
Der Fischmarkt ist der Puls Erfurts – hier trifft sich alles und jeder. Umgeben von prächtigen Bürgerhäusern und dem Renaissance-Rathaus fühlt es sich an, als wärst du mitten in einem lebendigen Gemälde.
Das Rathaus selbst kannst du bei einer Führung von innen bestaunen – der prächtige Festsaal mit seinen wandgroßen Gemälden ist ein absolutes Highlight. Und wenn du Glück hast, erhaschst du sogar einen Blick in den historischen Ratskeller, wo schon seit dem Mittelalter wichtige Entscheidungen bei einem guten Glas Wein getroffen wurden.
Predigerkirche – Gotische Architektur
Die Predigerkirche wirkt fast ein bisschen schüchtern neben dem dominanten Dom – und genau das macht ihren Charme aus. Als ehemaliges Dominikanerkloster strahlt sie eine beruhigende Schlichtheit aus. Vor allem die hohen, lichtdurchfluteten Hallen, die ohne üppigen Prunk auskommen und gerade dadurch beeindrucken, haben etwas unglaublich Beruhigendes.
Besonders schön: In der angrenzenden Bibliothek werden mittelalterliche Handschriften aufbewahrt, darunter einige der ältesten Bücher Deutschlands. Wenn du Glück hast und eine der Sonderführungen erwischst, kannst du diese literarischen Schätze aus nächster Nähe bewundern.
Geheimtipps abseits der Touristenpfade
Kleine & Alte Synagoge – Versteckte Orte jüdischer Geschichte
Abseits der ausgetretenen Pfade liegt ein Schatz, den selbst viele Erfurter nicht kennen: die Alte Synagoge. Sie ist eine der ältesten, größten und besterhaltenen mittelalterlichen Synagogen Europas.
Was mich sprachlos machte: der 1998 entdeckte „Erfurter Schatz“ – eine Sammlung mittelalterlicher Goldschmiedearbeiten und Münzen, die vermutlich während der Pogrome im 14. Jahrhundert von einer jüdischen Familie vergraben wurde.
Die Kleine Synagoge, nur wenige Gehminuten entfernt, wurde liebevoll restauriert und dient heute als Begegnungszentrum. Hier finden Konzerte und Lesungen statt.

Andreasviertel – Das charmante Künstlerviertel mit urigen Gassen
Wenn du mich fragst, wo das Herz des „anderen“ Erfurts schlägt, dann ist es definitiv im Andreasviertel. Hier, nur einen Steinwurf vom trubeligen Zentrum entfernt, scheint die Zeit langsamer zu vergehen. Verträumte Gassen mit bunten Fachwerkhäusern, kleine Ateliers und Handwerksbetriebe, in denen noch mit Leidenschaft von Hand gearbeitet wird.
An jeder Ecke warten neue Überraschungen: ein versteckter Hinterhofgarten, eine Töpferei, in der du dem Künstler bei der Arbeit zusehen kannst, oder ein winziges Café, das in einem ehemaligen Pferdestall untergebracht ist.

Egapark im Abendlicht – Ruheoase mit Blütenpracht
Dieser Park ist nicht einfach nur eine grüne Lunge, sondern ein 36 Hektar großes Gartenwunderland!
Was viele nicht wissen: Der Park war Austragungsort der DDR-Gartenbauausstellung und hat sich bis heute eine ganz besondere Atmosphäre bewahrt. Die Mischung aus historischen Elementen und modernen Gartenbautrends macht ihn zu einem Ort, an dem du stundenlang neue Winkel entdecken kannst.
Geheimtipp: Komm kurz vor Sonnenuntergang! Die meisten Tagestouristen sind dann schon weg, und du kannst in Ruhe durch die japanischen Gärten streifen, während die untergehende Sonne alles in warmes Licht taucht. Setze dich auf eine der Bänke am großen Brunnen, atme tief durch und lass den Tag Revue passieren – besser geht Entschleunigung nicht!
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Gedenkstätte Topf & Söhne – Erschütternde NS-Geschichte hautnah
Es gibt Orte, die nicht schön sind, aber wichtig. Die Gedenkstätte Topf & Söhne ist so ein Ort. Hier, in den ehemaligen Verwaltungsgebäuden einer Erfurter Firma, wurde Geschichte geschrieben – auf erschütternde Weise. Das Unternehmen konstruierte die Krematoriumsöfen für Auschwitz und andere Konzentrationslager.
Die Ausstellung geht unter die Haut: Nicht mit schockierenden Bildern, sondern mit der nüchternen Dokumentation, wie normale Angestellte und Ingenieure zu Mittätern wurden – nicht aus Fanatismus, sondern aus Gleichgültigkeit und beruflichem Ehrgeiz.
Kulinarische Highlights in Erfurt
Thüringen ohne Thüringer Klöße wäre wie Bayern ohne Brezen – undenkbar! In Erfurt habe ich festgestellt, dass hinter der einfachen Thüringer Küche viel mehr steckt als deftige Hausmannskost.
Mein absoluter Favorit war das Restaurant „Zum Goldenen Schwan“ in einem 500 Jahre alten Gewölbekeller. Hier werden Klöße noch nach Großmutters Rezept von Hand gerollt, und die Thüringer Rostbratwurst kommt direkt vom lokalen Metzger.
Würdest du gern mal in die Vergangenheit reisen? Falls ja, dann geht in der Mehlhose ein Stück weit dein Wunsch in Erfüllung. Schon 1911 eröffnete der gute Herr Franz Mehlhose sein Restaurant mit einem „Spiel und Spaß Programm“. Über die Jahre hat das Haus verschiedene Geschäfte und Firmen beherbergt, bis nach knapp 100 Jahren das ursprüngliche Konzept von Franz wieder aufgegriffen wurde. Tipp: Der Burger-Mittwoch ist äußerst beliebt. Da kann sich jeder ganz individuell seinen eigenen Burger zusammenstellen. Ein buntes Kuchenangebot samt Kaffee-Spezialitäten gibt es natürlich auch.

Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Erfurt
Wartburg in Eisenach – UNESCO-Weltkulturerbe & Lutherstätte
Ein Tagesausflug, der sich absolut lohnt! Die Wartburg thront majestätisch über Eisenach und ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Ort, an dem du deutsche Geschichte hautnah spüren kannst. Hier übersetzte Martin Luther das Neue Testament ins Deutsche – mit einem Federkiel und Tintenfass, das er angeblich einmal nach dem Teufel warf (der Tintenfleck ist heute noch zu sehen!).
Der Blick von den Burgmauern über den Thüringer Wald ist atemberaubend – vor allem im Herbst, wenn das Blättermeer in allen Farben leuchtet. Plane mindestens einen halben Tag ein, denn neben der Burg selbst lohnt sich auch ein Spaziergang durch den Wald unterhalb der Festung.
Erfurt hat so viel zu bieten, dass eine Woche kaum ausreicht. Falls du länger bleibst, schau dir diese Packliste Urlaub: 1 Woche unterwegs – In 5 Minuten gepackt! an.

Bachhaus in Arnstadt – Musikgeschichte erleben
Nur 20 Minuten von Erfurt entfernt liegt Arnstadt, wo der junge Johann Sebastian Bach seine erste Anstellung als Organist hatte. Das dortige Bachhaus ist ein Muss für Musikliebhaber!
Das Herzstück des Museums ist die tägliche Vorführung auf historischen Instrumenten – wenn der Klang eines 300 Jahre alten Cembalos den Raum erfüllt, bekommst du eine Gänsehaut, garantiert!
Nimm dir nach dem Museumsbesuch Zeit für einen Spaziergang durch Arnstadt selbst – die kleine Stadt hat einen wunderschön erhaltenen historischen Kern mit Häusern, an denen der junge Bach täglich vorbeilief.
Thüringer Wald – Naturparadies für Wanderer
Wenn dir der Sinn nach frischer Waldluft steht, ist der Thüringer Wald dein Ziel. Schon nach 30 Minuten Fahrt von Erfurt findest du dich in einem Meer aus Buchen und Fichten wieder, durchzogen von perfekt markierten Wanderwegen.
Von Erfurt aus gibt es tolle Wanderrouten – vergiss nicht, dich mit einer guten Packliste Wanderurlaub: Checkliste zum Ausdrucken vorzubereiten.
Schloss Molsdorf – Barocke Pracht nahe Erfurt
Schloss Molsdorf liegt nur 8 km von Erfurt entfernt und ist ein perfektes Beispiel barocker Lebenskunst.
Der Reichsgraf Gustav Adolf von Gotter ließ hier im 18. Jahrhundert seinen Lebenstraum verwirklichen – einen Ort für Kunst, Kultur und gepflegte Geselligkeit. Was mich besonders faszinierte: Die original erhaltenen Räume mit chinesischen Seidenpapier-Tapeten und die kunstvollen Stuckarbeiten an den Decken.
Der französisch inspirierte Garten lädt zum Flanieren ein – und wenn du Glück hast, erwischst du eines der Kammerkonzerte, die regelmäßig im Festsaal stattfinden. Bei Barockmusik in historischem Ambiente fühlst du dich für einen Moment wie ein Zeitreisender im 18. Jahrhundert!
Wenn du nur ein paar Tage in Erfurt verbringst, lohnt es sich, clever zu packen. Hier findest du eine Packliste Kurztrip: Clever packen für 3-5 Tage unterwegs mit allem, was du brauchst.
Tipps für deinen Besuch
Die beste Reisezeit für Erfurt? Aus meiner Erfahrung eindeutig der Frühsommer (Mai/Juni) oder der frühe Herbst (September). Dann ist das Wetter meist stabil, aber du entgehst dem Touristenansturm der Hochsaison.
Ein praktischer Tipp: Besorge dir die „ErfurtCard“ – für 22 Euro bekommst du 48 Stunden lang freien Eintritt in viele Museen und kannst den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Hat sich für mich definitiv gelohnt!
Was die Fortbewegung angeht: Erfurt ist eine fußgängerfreundliche Stadt! Alles Wichtige in der Altstadt erreichst du bequem zu Fuß. Für Ausflüge in die Umgebung sind die Regionalzüge perfekt – pünktlich, sauber und mit schönen Ausblicken auf die thüringische Landschaft.
Noch ein kleiner Insider-Tipp: Der „Erfurter Weihnachtsmarkt“ gehört zu den schönsten in Deutschland! Wenn du die Möglichkeit hast, im Dezember zu kommen, wirst du mit einer märchenhaften Atmosphäre auf dem illuminierten Domplatz belohnt.
Häufig gestellte Fragen zu den Sehenswürdigkeiten in Erfurt
Was muss man in Erfurt gemacht haben?
Auf jeden Fall solltest du die Krämerbrücke bei Sonnenaufgang erleben – wenn die ersten Sonnenstrahlen die Fachwerkhäuser in goldenes Licht tauchen und du die Brücke fast für dich allein hast. Danach ein Frühstück im „Mundlandung“ direkt an der Brücke, gefolgt von einem Aufstieg zum Dom. Nachmittags empfehle ich einen Bummel durchs Andreasviertel und zum Abschluss ein Abendessen im historischen Ratskeller. Wenn du mehr Zeit hast, ergänze deinen Besuch mit einem der Geheimtipps wie dem Egapark oder der Gedenkstätte Topf & Söhne.
Für was ist Erfurt berühmt?
Offiziell ist Erfurt bekannt für die Krämerbrücke, den imposanten Dom, seine mittelalterliche Altstadt und natürlich als Wirkungsstätte Martin Luthers, der hier studierte und ins Kloster eintrat. Unter Feinschmeckern sind zudem die Thüringer Rostbratwurst und die handgerollten Klöße berühmt. Was viele nicht wissen: Erfurt war im Mittelalter ein bedeutendes Zentrum des Waidanbaus – eine Pflanze, aus der blauer Farbstoff gewonnen wurde. Dieser „Erfurter Blues“ machte die Stadt reich und prägt bis heute viele historische Gebäude.
Kann man Erfurt zu Fuß erkunden?
Absolut! Das ist sogar die beste Art, Erfurt zu erleben. Die Altstadt ist kompakt und fußgängerfreundlich. Von der Krämerbrücke bis zum Dom sind es nur etwa 10 Minuten zu Fuß, und auch die anderen Hauptattraktionen liegen in einem bequem zu erkundenden Radius. Bequeme Schuhe sind allerdings empfehlenswert, da es durch das hügelige Gelände und das historische Kopfsteinpflaster durchaus anstrengend werden kann. Für mobilitätseingeschränkte Besucher bietet die Touristinformation spezielle Informationen zu barrierefreien Routen an.
Was ist typisch Erfurt?
Typisch Erfurt ist die einzigartige Mischung aus mittelalterlichem Charme und entspannter Lebensart. Anders als in manch anderen historischen Städten wirkt Erfurt nicht wie ein Museum, sondern wie eine lebendige Stadt, in der Geschichte und Gegenwart harmonisch verschmelzen.
Kulinarisch sind die „Thüringer Rostbratwurst“ und „Erfurter Schnittchen“ (eine spezielle Art belegtes Brot) typisch lokale Spezialitäten. Ein besonderes Souvenir ist übrigens „Erfurter Schittchen“ – ein traditioneller Stollen, der nicht nur zur Weihnachtszeit gebacken wird.